Ein paar Etappen fehlten mir noch, um die relativ neue Alpenüberquerung von Salzburg nach Triest komplett abzuschließen. Im Jahr 2018 war ich von Salzburg bis nach Tarvis gewandert. Der Ort Tarvis liegt in Italien und befindet sich an der Grenze zu Slowenien und Österreich - dort ist quasi das Dreiländereck. In Ermangelung ausreichender Urlaubstage konnte ich damals die Etappen in den julischen Alpen nicht so wandern, dass ich von dort aus wieder (vernünftig) nach Hause gekommen wäre. Also wanderte ich damals von Tarvis in Richtung der Hauptstadt Sloweniens; nach Ljubljana. Die Stadt ist wunderschön und war einen Besuch wert.

Aufstieg in Serpentinen zur Berghütte
Aufstieg in Serpentinen zur Berghütte

Die Planung

Als ich die Wanderung daheim am Bildschirm plante, hielt ich auch nach den SOTA-Gipfeln entlang des GPS-Tracks der Wanderroute ausschau. Auf der Webseite https://sotl.as/ kann ein GPX-Track hochgeladen werden. Dieser Track wird dann auf der SOTA-Karte angezeigt und so können die Gipfel entlang eines Weges sehr effizient identifiziert werden. Leider lagen nicht alzu viele Gipfel in der unmittelbaren Nähe des Weges. Ich markierte mir ein paar der infrage kommenden Summits als Wegpunkt mit Namen und Referenz in meiner iOS Navigations-App “Guru Maps Pro”. Einen Gipfel wollte ich allerdings unbedingt besteigen - den höchsten Berg Sloweniens - den Triglav.

Zirka 2.5 Stunden Aufstieg bis zum Gipfel
Zirka 2.5 Stunden Aufstieg bis zum Gipfel

Die Ausrüstung

Um die Schwierigkeit des Aufstieg besser abschätzen zu können, sah ich mir ein Video von einem Aufstieg an, auf dem man die schwierigen Stellen ganz gut erkennen konnte. Danach war mir klar, dass der Bergsteigerhelm und Handschuhe ins Gepäck müssen, das schwere Klettersteigset aber zu Hause bleiben kann. Da ich bei der Ausrüstung sehr auf Packmaß und Gewicht achte, entschied ich mich den Petzl Sirocco Helm mit 170g Gewicht mitzunehmen. Das Gesamtgewicht meines Rucksack inkl. Zelt, Daunenschlafsack, Isomatte und viel Technik lag bei minimal über 10Kg Netto, so dass ich dann Brutto (inkl. Lebensmittel und Wasser) auf zirka 12.5Kg kam.

Refugio Koča na Doliču im Morgennebel
Refugio Koča na Doliču im Morgennebel

Den richtigen Zeitpunkt abwarten

Als ich die Wanderung begann und mich dem Triglav näherte, war die Wettervorhersage für die kommenden Tage leider überhaupt nicht zufriedenstellend. Regen und Gewitter war für den gesamten Triglav-Nationalpark angekündigt, so dass ich auf die Schlechtwetter-Route auswich und nach Trenta ins Tal abstieg um das schlechte Wetter auf dem Campingplatz auszusitzen. Ich legte einen Pausentag ein und fasste den Entschluss, nicht an einem Stück von Trenta aus auf den Gipfel zu steigen, sondern nur bis zum Refugio Koča na Doliču auf 2200m. Den Aufstieg wollte ich dann am darauf folgenden Morgen wagen. An einem Tag von Trenta aufzusteigen würde bedeuten, knapp 2250 kräftezehrende Höhenmeter an einem Stück zu bewältigen. Das kann man machen, aber wenn man anschließend noch zwei Wochen in den Bergen weiterwandern möchte, empfiehlt es sich nicht, den Körper so stark zu belasten (wenn man es sich aussuchen kann).

Ausblick beim Aufstieg
Ausblick beim Aufstieg

Der Aufstieg zur Berghütte

Ich schlief in meinem Zelt auf dem liebevoll geführten Campingplatz “Camp Triglav” knapp einen Kilometer von dem kleinen Ort Trenta entfernt. Am Montag, den 8.August machte ich mich dann bei noch relativ schlechtem Wetter (leichter Regen, starke Bewölkung, starker Wind) auf den 1600 Höhenmeter Anstieg zur Berghütte. Für Dienstag, den Tag meiner geplanten Besteigung, war perfektes Wetter angekündigt - keine Wolken, Sonnenschein. Allerdings nur 5 Grad Celsius auf dem Gipfel. Das musste also alles recht flott gehen, wenn ich nicht stark auskühlen wollte.

Die Weitsicht wird immer besser...
Die Weitsicht wird immer besser...

Die Gipfelbesteigung und SOTA-Aktivierung

Meine Garmin Sportuhr vibrierte mich am 9.August 2022 um 0500 aus dem Schlaf und mein Puls war sofort am Anschlag, so aufgeregt war ich. Ich schälte mich aus dem Seideninlett und schlich mich aus der schummrigen Hütte um die Zimmernachbarn nicht zu wecken. Für ein Frühstück war es noch zu früh. Ich hatte mir ein Käsebrot eingepackt, dass ich oben verspeisen wollte.

Um 0530 war ich auf dem Wanderweg zum Triglav, der direkt von der Hütte abzweigte. Die Sonne war noch nicht aufgegangen aber es war bereits hell genug, um den steilen, steinigen Weg und die guten Wegmarkierungen zu erkennen. Technisch Anspruchsvoll sollte es erst nach einer Stunde Aufstieg werden, bis dahin stieg ich konzentriert und voller Vorfreude weiter auf. Der Wind bließ stark und kühl. Mir dämmerte, dass ich bald die “volle Montur”, bestehend aus einer dicken Fleecejacke und einer Hardshelljacke, anlegen sollte.

Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung

Nach einer Stunde erreichte ich den sehr steilen Anstieg über ein Geröllfeld zum Einstieg in die Kletterei zum Gipfel. Ich zog die warme Kleidung an, steckte die Wanderstöcke in die Seitentasche des Rucksack, setzte den Kletterhelm auf und zog die Handschuhe an. Let’s go!

Es ging auch gleich gut los mit einigen sehr ausgesetzten Stellen, Stahlseilen und Stahlnägeln, mit denen man sich am Fels entlanghangeln konnte, dessen Standfläche manchmal nicht viel breiter als der Schuh war. Jeder Schritt erforderte volle Konzentration, jeder Griff war gut überlegt und der Körperschwerpunkt immer nah am Fels. Nach 20 Minuten waren die schwierigsten Stellen überwunden. Der Weg war weiterhin sehr steil und anspruchsvoll aber nicht mehr technisch herausfordernd.

Viel schneller als erwartet, erblickte ich nach zwei Stunden bereits den Gipfel aus kurzer Distanz und die letzten Meter vergingen, befeuert durch die Freude, wie im Flug. Oben angekommen genoß ich den atemberaubenden Ausblick. Ein 360 Grad Panorama, dass ich niemals vergessen werde! Nachdem ich die obligatorischen Fotos und Videos gemacht hatte, suchte ich nach einem geeigneten Platz etwas abseits des Gipfelpunktes für den Aufbau meiner Antenne. Ich hatte wieder die rundstrahlende 2m/70cm Drahtantenne von Lambdahalbe dabei, die mir bereits bei meinen letzten Aktivierungen sehr gute Dienste geleistet hatte. Ich zog meine beiden Wanderstöcke auf die volle Länge aus und umwickelte die aneinander gelegten Griffe mit Klettband, so dass es eine stabile, lange Stange ergab, die ich zwischen zwei Steinen festklemmte. An das Ende wickelt ich einen gummierten Draht und formte einen Haken, in den ich die Antenne einhing.

Der Blitzschutzturm auf dem Gipfel
Der Blitzschutzturm auf dem Gipfel

Mein kleines Yaesu FT-5D 2m/70cm QRP-Handfunkgerät war schnell angeschloßen, eingeschaltet und ich aktivierte die Audio-Aufnahme auf SD-Karte um alle Gespräche mitzuschneiden. Bei der Kälte würde ich kaum in der Lage sein über eine längere Zeit die Rufzeichen mit Stift und Notizblock zu notieren, so dass ich es gleich bleiben ließ.

Um zirka 0745 CEST war ich bereit und fing an “CQ SOTA” mit meinem Rufzeichen S5/DO1MJ/P zu rufen. Ich rief ein paar mal auf 145.500 FM, bekam aber keine Antwort. Ok, dachte ich mir, geh es ruhig an. Ist ja noch sehr früh. Welcher Operator sitzt zu dieser Uhrzeit schon im Shack? Auf 145.550 hörte ich zwei italiener sprechen, die sehr lange Durchgänge machten und meine Break-Rufe leider nicht wahrnahmen. Schade - das hätten ja gleich mal die ersten zwei QSOs werden können. Also rief ich wieder auf 145.500 - meiner per SOTA-Alarm angekündigten Frequenz - CQ SOTA.

Die Zeit verging und innerlich tauchten schon erste Gedankenblasen auf, dass ich den Gipfel nicht aktivieren könnte, da es vielleicht einfach noch zu früh am Morgen war. Aber dann hörte ich plötzlich S52CU, Mirco aus der Hauptstadt von Slowenien, Ljubljana. Ich war überglücklich und schöpfte wieder ein wenig Hoffnung. Mirco war mit 5/9 zu empfangen und wir hatten ein sehr nettes QSO. Ljubljana dachte ich - wow - das war ja das Ziel meiner Wanderung in 2018 gewesen. Und außerdem: Verbindung zwischen dem höchsten Gipfel und der Hauptstadt Sloweniens? Super cool!

Atemberaubender Ausblick vom Gipfel
Atemberaubender Ausblick vom Gipfel

Das zweite QSO kam dann kurze Zeit später mit IK/OE5PSO/M, dem Peter, zustande, der Mobil in der Nähe von Triest (Italien) unterwegs war. Triest - das Ziel meiner Wanderung - passt!

Das dritte und mit zirka 180km Entfernung auch weiteste QSO hatte ich nach meiner Frühstückspause mit 9A5EX, Herman aus der Nähe von Zagreb in Kroatien. Langsam machte sich Hoffnung in mir breit, dass ich es schaffen könnte! Ich scannte ein wenig durch die Frequenzen und rief auf Verdacht auf der mitterweile frei gewordenen Frequenz 145.550 CQ SOTA.

Unmittelbar nach meinem Ruf meldete sich Chris, OE8CKK/P, der sich auf dem Aufstieg zu einer SOTA-Aktivierung des “Hohen Trieb” (OE/KC-066) in Österreich befand und sein Handfunkgerät eingeschaltet hatte. Ich war überglücklich über das vierte QSO und damit über die gelungene Aktivierung des Triglav, S5/JA-001! Leider benötigte Chris noch gut eine Stunde Aufstieg zu seinem Gipfel, so dass wir keine Summit-to-Summit Verbindung machen konnten, denn für mich war es jetzt Zeit geworden die Sachen zu packen und abzusteigen. Ich fing bereits an zu zittern - eine klare Ansage des Körpes sich langsam mal etwas zu bewegen und Wärme zu erzeugen.

Mein SOTA-Aufbau mit Wanderstöcken als Mast
Mein SOTA-Aufbau mit Wanderstöcken als Mast

Auf dem Weg nach unten fand und loggte ich den Geocache “Triglav 2864” GC14N3H - meinen höchstgelegenen Cache bisher. Außerdem hörte ich OE/S52AU/P, Borut, auf dem Gipfel OE/KT-097 CQ SOTA rufen und konnte ihm als Jäger mit einem sehr netten QSO behilflich sein.

Damit war der Tag für mich perfekt! Nach dem zwei Stunden dauernden Abstieg absolvierte ich noch eine fünfstündige Wanderetappe zu meinem Tagesziel. Es war ein langer, anstrengender aber sehr ereignisreicher Tag, der schwer zu toppen sein und mir immer in Erinnerung bleiben wird 🤩

Externe Links

Externer Link zur SOTL.AS Seite des Triglav

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